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Amerika ist für Beibehaltung der Rennen- Automobil=Zeitung – 5 Nov 1905

The 1905 Vanderbilt Cup race is evaluated in this issue of the „Automobil=Zeitung“. Opinions of the international motor racing „grands“ are summarised here, like Mr. Clarence Gray Dinsmore, Maybach of the Daimler factory in Untertürckheim, Charles Glidden, C.T. Birdfall, Sidney Bowman and S.E. Partridge. Now these are, as one would say, the crême de la crême of motor racing in those days.

Text and images with authorisation of anno.ac.at / Österreichische Nationalbibliothek, compiled by motorracinghistory.com,

Allgemeine Automobil-Zeitung, Vol. 6, Bd. II, Nr. 45, November 5, 1905

Amerika ist für Beibehaltung der Rennen.
(Aus einer Rundfrage des „New York Herald.)

   Der „New York Herald“ hat die Ansichten verschiedener amerikanischer Automobilisten über den Wert der Rennen eingeholt. Das Blatt schreibt darüber folgendes:
   „Die durch die Stellungnahme der französischen Fabrikanten angeregte Frage der Straßenrennen bildet nach wie vor den Mittelpunkt der Diskussion in Automobilisten Kreisen. Speziell in Amerika besteht eine starke Strömung zugunsten der internationalen Geschwindigkeitsrennen. So erklärt Mr. Clarence Gray Dinsmore, der selbst in mehreren internationalen Rennen starten ließ, dass seiner Ansicht nach dem Fallenlassen der Geschwindigkeitsrennen auf den Automobilismus unbedingt nachteilig wirken müsse.

   „Ich bin von dem Glauben an den Wert der Geschwindigkeitsrennen völlig durchdrungen,“ so äußerte er sich, „und erhoffe darum ihre Beibehaltung. Die Rennen sind nicht allein eine Schaustellung, sondern sie weisen den einzigen Weg, wie die Maschine sich vervollkommnen lässt. Ihre Lehren sind weit bedeutungsvoller als jene der Tourenkonkurrenzen, die früher oder später zur völligen Bedeutungslosigkeit degenerieren müssen. Dreihundert Kilometer im Tag kann heute jeder alte Kasten machen. (?) Bei touristischen Konkurrenzen hätte jede Tagesetappe bei einer maximalen Fahrtdauer von zehn Stunden mindestens fünfhundert Kilometer zu betragen. Die Nennen haben für das Automobil dieselbe Bedeutung erlangt, wie die Pferderennen für die Pferdezucht. Nie und nimmer kann aus Tourenkonkurrenzen, in welchen 20HP Maschinen an der Seite von hundert und zwanzig Pferden starten, ein brauchbares Resultat hervorgehen. Es ist, als wollte man Zugpferde und Traber um die Wette laufen lassen. Die internationalen Geschwindigkeitsrennen sind für mich gewissermaßen ein Derby, an welchem alles von Bedeutung ist. Und hierin befinde ich mich in Übereinstimmung mit den Ansichten hervorragender Automobilisten der ganzen Welt.

Es sei mir gestattet, hier eine Äußerung Maybachs, des im Automobilismus so hochangesehenen Direktor der Daimler-Werke in Untertürkheim, wiederzugeben, die er anlässlich des heurigen Gordon Bennett-Rennens mir gegenüber machte. Er sagte zu mir: Ich habe durch dies eine Rennen mehr gelernt als durch Jahre der Beobachtung und des Studiums. Diese scharfen Geschwindigkeitsproben sind das einzige Mittel, durch das sich ein Fortschritt und eine Vervollkommnung des Automobils erreichen lässt. “ Ich stimmte ihm vollständig bei… Nächsten Monat soll eine Konferenz abgehalten werden, in dem darüber entschieden werden wird, wer den Vanderbilt-Cup von den Franzosen übernehmen soll, Deutschland oder Italien. Beide Lander sind dazu bereit, und in beiden lässt sich sehr wohl eine geeignete Rennstrecke finden. Es gibt eine ganze Menge Automobilisten in Deutschland und Italien, die von Tourenkonkurrenzen nichts wissen wollen. Auch haben speziell die Italiener in jüngster Zeit ganz bedeutende Fortschritte gemacht und sind in vieler Beziehung für den Sport vorbildlich geworden. Leider haben wir hier in Amerika nur eine brauchbare Rennstrecke, jene von Long-Island. Allerdings ist das Reglement der heutigen Geschwindigkeitsrennen in mancher Hinsicht verbesserungsbedürftig. So zum Beispiel wäre eine Limitierung der Zylinderdurchmessers angezeigt, damit es nicht vorkommt, dass eine kleine Maschine gegen eine zehnmal so große startet. Die Frage der Rennen darf nicht vom rein sportlichen Standpunkte aus betrachtet werden, denn das Automobil, vielleicht die bedeutungsvollste Erfindung unserer Zeit, hat auch auf kommerziellen, landwirtschaftlichem Gebiete eine große Zukunft vor sich, und eine Betrachtung, die sich nur einigermaßen von der Oberflächlichkeit ferne halt, lässt bereits heute erkennen, welche Richtung der Automobilismus in Amerika nimmt, und wie er innerhalb zehn oder zwanzig Jahren die Verhältnisse mitgestalten wird.“

   Auch Mr. Charles J. Glidden, der bekannte Weltreisende im Automobil, sprach die Befürchtung aus, dass das Aufhören der Rennen das Niveau des Automobilismus hinabdrücken würde. „Ich glaube,“ sagte er, „dass es ein großer Verlust für den Automobilsport wäre, wenn der Vanderbilt-Cup seinem ursprünglichen Zwecke entfremdet würde. Touren- und Ausdauerkonkurrenzen haben wir eine Menge, aber Geschwindigkeitsrennen noch immer zu wenig. Sämtliche internationalen Geschwindigkeitsrennen sind bisher immer von durchschlagenden Erfolgen begleitet gewesen; jedes Rennen war ein Erfolg. Die Rennen haben viel dazu beigetragen, Freundschaft zwischen den Nationen zu stiften Als das unvergesslichste Beispiel hievor erwähne ich, wie nach dem Schlusse des Bennett-Rennens im Taunus Kaiser Wilhelm auf M. Brasier zutrat und ihn zum Bau seiner Maschine beglückwünschte. Die Veranstaltung, um den Vanderbilt-Cup aus einem Rennen in eine Tourenkonkurrenz umzuwandeln, hieße zweifellos deren Niveau herabdrücken. Unsere heutigen Tourenmaschinen sind das Resultat der Bemühungen der Automobilfabrikanten, sie bis zu der Geschwindigkeit von Rennmaschinen zu bringen. Es sollte doch unter den Nationen, die bis nun in Geschwindigkeitsrennen mitfuhren, so viel Begeisterung und Patriotismus sein, um auch ohne Frankreich ein internationales Nennen zu veranstalten.“

   Mr. C. T. Birdfall, Mitglied der technischen Kommission für das Vanderbilt-Rennen, ist der Meinung, dass ein Aufhören der Rennen für die Industrie geradezu eine Kalamität wäre. Die Geschwindigkeitsrennen sind für die Vervollkommnung der Automobil-Industrie, insonderheit der amerikanischen, absolut unerlässlich. Eine Tourenwagenkonkurrenz ist vielleicht ganz gut geeignet, die Verlässlichkeit und Betriebssicherheit von Tourenmaschinen zu demonstrieren, doch für den Fortschritt auf konstruktive Gebiete sind Geschwindigkeitsrennen nötig. Auch die Franzosen haben von den Rennen noch zu lernen; ihr Zurückziehen aus dem Rennsport kann dem französischen Prestige nur schädlich sein. Die Amerikaner, die nunmehr den Wert der Rennen kennen gelernt haben, dürften von nun an überall in allen Geschwindigkeitsrennen sowohl hier wie auch im Auslande als Konkurrenten auftreten.

   „Mit dem Fernbleiben von den internationalen Geschwindigkeitsrennen würde die französische Industrie einen schweren Fehler begehen,“ äußerte sich Mr. Sidney B. Bowman, ein hervorragender Vertreter französischer Automobilfirmen. „In den nächsten paar Jahren wenigstens ist an ein Aufhören des Rennsports in Amerika auf keinen Fall zu denken, zumal die Amerikaner eben erst den großen Wert der Geschwindigkeitsrennen und deren Bedeutung für sie kennen gelernt haben. Wären nicht die Geschwindigkeitsrennen gewesen, so gäbe es die heutigen starken Tourenmaschinen überhaupt nicht, und man würde sich statt mit 60HP mit 12HP oder 15HP begnügen. Alle Details sind durch die Rennen verbessert worden und werden es noch werden.“

   Auch Mr. S. E. Partridge, Vizepräsident der Décauville Automobile Company, bekennt sich als ein Anhänger der Rennen. „Publikum und Industrie verlangen gleicherweise die Beibehaltung der Geschwindigkeitsrennen über lange Distanzen. Der Rennsport war es, der die Franzosen in die Höhe brachte und ihnen ihre unbestrittene erste Stellung verlieh. Auch können die Franzosen kaum den Rennen fernbleiben, wenn die nicht-französischen Fabrikanten sich weiter daran beteiligen. Internationale Rennen sind für die amerikanische Industrie wichtiger als für die europäische. Der glänzende Erfolg des Vanderbilt-Rennens ließ hier den lebhaften Wunsch nach der Fortdauer dieser Veranstaltung erwachen. Ich begebe mich demnächst nach Europa, um die Décauville-Werke in Frankreich zu besichtigen, und werde mich bemühen, die französische Fabrik zum Bau von Rennwagen für internationale Konkurrenzen zu veranlassen. Jede Absicht, aus einem Rennpreis einen solchen für eine Tourenwagen-Konkurrenz zu machen, ist darum zu bedauern.“

Bilder. Seite 11 – 13.
Bilder vom Vanderbilt-Rennen. – Hémery, der Sieger im diesjährigen Vanderbilts-Rennen, hat soeben mit seinem Darracq das Ziel passiert.  
Bilder vom Vanderbilt-Rennen. – Szene vor der grossen Tribüne, unmittelbar nach Beendigung des Rennens.
Bilder vom Vanderbilt-Rennen. – Heath, der auf Panhard zweiter wurde, bei der Kurve von Guinea Wood. – Jenatzys Mercedes beim Start.
Bilder vom Vanderbilt-Rennen. – Das Depot der Michelin-Pneumatiks und die Fiat-Station bei Jericho.

Hémery, der Sieger im diesjährigen Vanderbilt-Rennen, hat soeben mit seinem Darracq das Ziel passiert.
Szene vor der grossen Tribüne, unmittelbar nach Beeindigung des Rennens.
Heath, der auf Panhard Zweiter wurde, bei der Kurve von Guinea Wood.
Jenatazys Mercedes beim Start.
Das Depot der Michein-Pneumatiks und die Fiat-Station bei Jericho.
Foxhall Keene rennt mit seinem Mercedes bei der S-Kurve von Albertson an eine Telegraphenstange.
Ein Pneutamtik- und Benzin-Depot bei Lakeville.
Chevolets Fiat als Wrack bei Albertson.

Translation by DeepL.com Text and images with authorisation of anno.ac.at / Österreichische Nationalbibliothek
America is in favor of keeping the races.
(From a survey conducted by the New York Herald.)

   The New York Herald has gathered the views of various American motorists on the value of racing. The paper writes the following:
   “The question of road racing, raised by the statements of French manufacturers, continues to be the focus of discussion in motorist circles. In America in particular, there is strong support for international speed races. Mr. Clarence Gray Dinsmore, who has himself competed in several international races, says that in his opinion, abandoning speed races would definitely be detrimental to motorism.

   “I am completely convinced of the value of speed races,” he said, ”and therefore hope that they will be retained. Races are not just a spectacle, but show the only way in which machines can be perfected. Their lessons are far more significant than those of touring competitions, which sooner or later must degenerate into complete insignificance. Any old banger can do three hundred kilometers a day these days. (?) In tourist competitions, each day’s stage would have to be at least five hundred kilometers long, with a maximum driving time of ten hours. The races have become as important for automobiles as horse racing is for horse breeding. It is impossible touring competitions in which 20 hp engines start alongside 120 horses can produce a useful result. It is like trying to race draft horses and trotters. For me, international speed races are, in a sense, a derby in which everything is important. And in this I am in agreement with the views of outstanding motorists from all over the world.
Allow me to quote here a statement made to me by Maybach, the highly respected director of the Daimler Works in Untertürkheim, on the occasion of this year’s Gordon Bennett race. He said to me: “I have learned more about racing in this one race than in years of observation and study. These fierce speed trials are the only means by which progress and perfection in the automobile can be achieved.” I agreed with him completely… Next month, a conference is to be held to decide who will take over the Vanderbilt Cup from the French, Germany or Italy. Both countries are ready, and suitable race tracks can easily be found in both. There are a lot of motorists in Germany and Italy who want nothing to do with touring competitions. The Italians in particular have made significant progress recently and have become exemplary in many respects for the sport. Unfortunately, we only have one usable race track here in America, the one on Long Island. However, the rules governing today’s speed races are in need of improvement in some respects. For example, a limit on cylinder diameter would be advisable to prevent a small engine from competing against one ten times its size. The question of racing must not be viewed from a purely sporting point of view, because the automobile, perhaps the most significant invention of our time, also has a great future ahead of it in commercial and agricultural fields, and even a slightly less superficial consideration already reveals the direction in which motoring is heading in America and how it will help shape conditions within ten or twenty years.”

   Mr. Charles J. Glidden, the well-known world traveler by automobile, also expressed his fear that the discontinuation of racing would lower the standard of motoring.
   “I believe,” he said, “that it would be a great loss to motor sport if the Vanderbilt Cup were to be alienated from its original purpose. We have plenty of touring and endurance competitions, but still too few speed races. All international speed races have so far been accompanied by resounding successes; every race has been a success. The races have contributed greatly to fostering friendship between nations. As the most memorable example of this, I would mention how, after the end of the Bennett race in the Taunus, Kaiser Wilhelm approached M. Brasier and congratulated him on the construction of his machine. The decision to transform the Vanderbilt Cup from a race into a touring competition would undoubtedly lower its standard. Our current touring cars are the result of efforts by automobile manufacturers to bring them up to the speed of racing cars. There should be enough enthusiasm and patriotism among the nations that have competed in speed races up to now to organize an international event even without France.”

   Mr. C. T. Birdfall, member of the technical commission for the Vanderbilt race, believes that stopping the races would be a disaster for the industry. Speed races are absolutely essential for the perfection of the automobile industry, especially the American industry. A touring car competition may be well suited to demonstrating the reliability and operational safety of touring cars, but speed races are necessary for progress in the field of design. The French also have something to learn from racing; their withdrawal from motor racing can only damage France’s prestige. The Americans, who have now recognized the value of racing, are likely to compete in all speed races everywhere, both here and abroad.
   “By staying away from international speed races, French industry would be making a serious mistake,” said Mr. Sidney B. Bowman, a prominent representative of French automobile companies. ”At least in the next few years, there can be no question of stopping racing in America, especially since Americans have only just discovered the great value of speed races and their importance for them. If it weren’t for speed races, today’s powerful touring cars would not exist at all, and we would have to make do with 12 or 15 horsepower instead of 60. All the details have been improved by racing and will continue to be improved.”

   Mr. S. E. Partridge, vice president of the Décauville Automobile Company, also professes to be a fan of racing. “The public and industry alike demand the continuation of long-distance speed racing. It was racing that brought the French to the top and gave them their undisputed leading position. Nor can the French stay away from racing if non-French manufacturers continue to participate. International racing is more important for American industry than for European industry. The resounding success of the Vanderbilt race has awakened a keen desire here for this event to continue. I am to Europe shortly to visit the Décauville works in France, and I will endeavor to persuade the French factory to build racing cars for international competitions. Any intention to turn a racing prize into a prize for a touring car competition is therefore to be regretted.”

Photos. Pages 11–13.
Pictures from the Vanderbilt race. Hémery, the winner of this year’s Vanderbilt race, has just crossed the finish line in his Darracq.
Pictures from the Vanderbilt race. Scene in front of the grandstand immediately after the end of the race.
Pictures from the Vanderbilt race. Heath, who came second in a Panhard, at the Guinea Wood bend. Jenatzy’s Mercedes at the start.
Pictures from the Vanderbilt race. – The Michelin tire depot and the Fiat station near Jericho.