This article in the Austrian magazine „Allgemeine Automobil=Zeitung“, directly refers to the two-weeks earlier published article in the French article of Henri Gaillard in „La Locomotion Automobile“. It shows that indeed, severaly European magazines cooperated in some respect.







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Allgemeine Automobil=Zeitung, VII Jahrgang, Bd. II, Nr. 28, 15. Juli 1906
Zweiteilige und abnehmbare Felgen.
Von Henri Gaillard in „La Locomotion Automobile“
In der Nummer von „La Locomotion Automobile“, die nach dem Grand Prix erschienen ist, finden wir einen Artikel von M. Henri Gaillard über das nun so aktuell gewordene Thema der abnehmbaren Felge. Der Artikel scheint aber noch vor dem Grand Prix geschrieben worden zu sein, da der Verfasser auf die Erfolge der abnehmbaren Felge in diesem Rennen keinen Bezug nimmt.
Die hier folgende Übersetzung des Artikels von M. Gaillard wird unseren Lesern gewiss eine willkommene Ergänzung unserer in der letzten Nummer der „A. A. Z.“ enthaltenen Ausführungen über die zweiteilige Felge sein. Wir bemerken noch, dass im Französischen die zweiteilige Felge als die jante démontable und die abnehmbare Felge als die jante amovible bezeichnet wird.
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Seit der Erfindung des Pneumatiks hatte man mit dessen geringer Widerstandsfähigkeit als einem argen Hindernis zu kämpfen, hatte fortführend die Defekte zu reparieren, die ein Nagel, ja schon ein spitzer Stein im Luftschlauch zu verursachen hinreichte. So dauert dieser Kampf, den zuerst die Radfahrer und nach ihnen die Automobilisten zu kämpfen hatten, schon seit Jahren: der Kampf gegen die Panne der Pneumatiks.
Bald erkannte man die Unzulänglichkeit der in der Eile auf der Straße vorgenommenen Reparaturen, erkannte, wie unzureichend es war, ein Loch, einen Riss durch ein hastig aufgeklebtes Pflaster heilen zu wollen.
Wenn dies bei dem leichten Zweirade noch ging, so machen beim Automobil das hohe Gewicht und die außerordentliche, im Luftreifen entstehende Risse derartige Reparaturversuche so illusorisch, dass man in der Tat nur im äußersten Falle zu solchen seine Zuflucht nahm. So bildete sich der Gebrauch heraus, Luftschläuche und selbst Reservepneumatiks in hinreichender Anzahl mitzuführen, um die defekt gewordenen auswechseln und der späteren Behandlung und gründlichen ‚Reparatur in der Werkstätte des Spezialisten überantworten zu können. So lange man noch Reserve-pneus mit sich führt, ist die Panne der Pneumatiks nicht irreparabel, insofern als man mit ausgewechselten Pneus weiterfahren kann; aber sie besteht dennoch, denn die Operation des Auswechselns eines Laufmantels oder auch nur eines Luftschlauches ist schwierig und umständlich genug, um einen ziemlich langen Zwangsaufenthalt zu verursachen. Manche geübten Chauffeure berichten zwar mit Stolz, dass sie diese Operation in weniger als einer Viertelstunde ausführen, doch sind dies Ausnahmen, die zudem noch sehr der Bestätigung bedürfen. Fragt man den Durchschnittsautomobilisten, so wird er antworten, dass er zum Auswechseln eines Luftschlauches allein 25 Minuten, wenn jedoch gleichzeitig auch der Laufmantel ausgewechselt werden muss, gute drei Viertelstunden braucht, vorausgesetzt, dass er nicht etwas falsch gemacht hat und von neuen beginnen muss.
Das Bemühen der Erfinder war darum seit jeher darauf gerichtet, Mittel zu finden, um die Reparaturdauer und damit auch die unliebsamen Fahrtverzögerung abzukürzen. Die vorgeschlagenen Lösungen beruhen auf zwei Prinzipien, dein der zweiteiligen lind dem der abnehmbaren Felge. Das eine ist schon vor Jahren in Gebrauch und hat sich auch bewährt. Die abnehmbare Felge ist zwar auch schon geraume Zeit bekannt, allein man hatte wie gegen alles nur Misstrauen. Erst der Grand Prix brachte den Umschwung.
Die zweiteilige Felge.
Die Schwierigkeit in der Montierung eines Pneus rührt daher, dass die beiden Wülste des Mantels über den äußeren Felgenrand hinübergebracht werden müssen, dessen Durchmesser nicht nur bedeutend größer ist als jener des inneren, der Nabe zugewendete Felgenteiles, sondern auch größer als der innere Durchmesser der Wülste im normalen Zustand. Der Laufmantel lässt sich daher nur infolge der ihm eigenen Elastizität und mit einem bedeutenden Kraftaufwand über die Felge ziehen.
Wäre der äußere Felgenrand überhaupt, oder zumindest momentan nicht vorhanden, dann würde sich die Operation bedeutend vereinfachen. Dies ist nun der Fall bei der zweiteiligen Felge, die, wie der Name sagt, aus zwei Teilen besteht, deren einer, der den äußeren Rand bildet, sich entfernen lässt und nach vollzogener Montierung wieder verkeilt oder verbolzt werden kann.
Von den zahlreichen Systemen dieser Art sei die zweiteilige Felge von Peter erwähnt, deren abnehmbarer Teil längs seines ganzen Innenrandes eine Schiene trägt, die n eine korrespondierende Nut des fixen Teiles hineinpasst, wo er durch eine Schraube mit Doppelgewinde fixiert ist; ferner die zweiteilige Felge „Le Reve„, wo die Befestigung des abnehmbaren Teiles weder durch Schrauben noch Muttern, sondern vermittelst eines versplinteten Reifens erfolgt, der je nach Wunsch vermöge der Wirkung einer Feder entweder völlig in der Nut des fixen Teiles verschwinden oder auch sich in diese Nut nebstdem noch in eine zweite Nut, die in die abnehmbaren Teile vorgesehen ist, einbetten kann.
Diese Systeme der zweiteiligen Felge, so interessant und ingeniös sie auch sein mögen, haben doch insgesamt den Nachteil, dass sie ein genaues Zusammenpassen der einzelnen Teile erfordern, und dass das Ganze doch einen verhältnismäßig gebrechlichen Apparat darstellt, besonders wenn man bedenkt, dass im Falle des Platzens eines Schlauches z. B. der mit großer Geschwindigkeit fahrende Wagen oftmals durch eure beträchtliche Zeit auf der bloßen Felge fahren muss. Die Folge ist eine Deformation nicht bloß der Schrauben oder Keile, sondern des ganzen Felgenrandes, wodurch die weitere Verwendbarkeit direkt in Frage gestellt erscheint. Ferner bietet, von den Standpunkten der Beseitigung der Panne aus betrachtet, die zweiteilige Felge nur eine unvollständige Lösung. Die Neumontierung eines Pneus ist bei dieser Panne nicht das einzige Unbequeme; auch das Aufpumpen des Lustschlauches ist, zumal im Sonnenbrande und mit einer nicht absolut dichten Pumpe, ein hartes Stück Arbeit, wozu noch die Unannehmlichkeit kommt, sich mit Staub, Talg etc. beschmutzen und beschmieren zu müssen. Bei all dem muss indes anerkannt werden, dass die zweiteilige Felge eine beträchtliche Zeitersparnis bedeutet, wenn es sich um das Montieren eines Pneus handelt.
Die abnehmbare Felge.
Bei der abnehmbaren Felge fällt die Frage der Montierung, bzw. Demontierung des Pneumatiks auf die Felge überhaupt weg; man lässt den defekt gewordenen Pneu einfach, so wie er ist, auf der Felge, nimmt diese ganz ab, ersetzt sie durch eine neue mit frischem Pneumatik und kann weiterfahren, ohne länger als einige Minuten zu der ganzen Operation gebraucht zu haben. Geschwindigkeit ist keine Hexerei.
Dies ist sicherlich ein außerordentlicher Fortschritt, und wenn die Praxis halt, was die Theorie verspricht, hat die Erfindung allen Anspruch auf die höchsten Sympathien der Chauffeur Schaft. In der Praxis bleiben indes gewisse Schwierigkeiten zu lösen.
1. Der Pneumatik muss auf seine metallische Felge ebenso solid und fest montiert sein, wie er es auf das gewöhnliche Speichenrad ist.
2. Die Metallfelge muss sich ohne jede Schwierigkeit in die Holzfelge des Speichenrades einfügen lassen.
3. Die Verbindung zwischen der abnehmbaren Felge (die wir in Hinkunft der leichteren Übersichtlichkeit halber die Pneumatik Felge nennen wollen) und dem hölzernen Speichenrad muss eine derart absolut feste sein, das sowohl jede seitliche Bewegung der ersteren auf den letzteren wie auch jedes Gleiten im Sinne der Rotationsbewegung unbedingt ausgeschlossen ist.
Für diese Schwierigkeiten hat die Société des jantes amovibles M. L. die folgende Lösung gefunden:
Das hölzerne Speichenrad ist, wie ein gewöhnliches Rad, mit einer Stahlfelge versehen. Der Pneumatik ist auf einer Felge von der Form der gewöhnlichen Felgen montiert, die jedoch an ihrer Basis zwei auf der Drehbank hergestellte Schienen trägt, deren Durchmesser um 0.5 mm größer ist als jener der am Rande befindlichen Stahlfelge. Zwischen diese Schienen kommen die Muttern zu liegen, die die Befestigungsbolzen des Pneumatiks fixieren. Dieser letztere ist ganz in der gewöhnlichen Art montiert, und sein einziger Teil, der innerhalb der durch die Schienen gebildeten Kreisringe hineinragt, ist das Ventil.
In dem Holz Rade und der Stahlfelge ist eine Vertiefung vorgesehen, in die das Ventil hineinpasst. Infolge des Größenunterschiedes der Durchmesser von 0.5 mm kann die Pneumatik Felge auf der Radfelge gleiten. Ihre Fixierung sowie die Verhinderung jeder seitlichen Bewegung erfolgt durch Bolzen, die sowohl durch die Holzfelge als auch durch Bolzen Ösen in den äußeren Teilen der Pneumatik Felge hindurchgehen und durch Muttern befestigt sind. Um ferner ein Gleiten der Felge längs der Radperipherie sowie eine zu intensive Beanspruchung der Bolzen zu verhüten, ragen die Ösen um einige Millimeter in entsprechende Ausnehmungen der Holzfelge hinein, und en Stahlring schließt die Ränder der Vertiefung für das Ventil völlig dicht und fest ab. Die Felge M. L. ermöglicht so die Auswechslung einer Felge in äußerst kurzer Zeit.




Ein nicht minder interessantes System ist jenes der Vinetschen abnehmbare Felge, deren charakteristische Eigenschaften nachfolgend angeführt sind:
1. Die Pneumatik Felge ist die gewöhnliche Felge, an die der Mantel mit Sicherheitsbolzen befestigt ist, die einen ganz kurzen Stift haben, durch Muttern fixiert sind und um zirka 4 mm gegen das untere der Felge hervorstehen. Das Ventil ist im Ganzen nur 2 mm lang und ragt kaum nach innen hervor.
2. Das Rad ist mit einen Stahlring umgeben, der an der Innenseite einen konischen Rand hat. Um diesen Stahlring wird die Pneumatik Felge gelegt, die sich mit ihrem Innenrande an den konischen Rand anlegt. Der freie Raum zwischen Stahlring und Pneumatik Felge ist verhältnismäßig gros, um den Verschiedenheiten der Raddurchmesser Rechnung zu tragen und die Montierung möglichst zu erleichtern. In den Stahlring sind Löcher von zirka 4 mm Tiefe zur Aufnahme des Ventils und der Sicherheitsbolzen gestanzt.
3. Die Pneumatik Felge wird an die Radfelge vermittelst eines beweglichen Ringes befestigt, dessen Querschnitt ein zu dem ersten symmetrischen Konus ist. Das Festschrauben dieses Ringes mittels Bolzen und Muttern sowie die beiden sich fest aneinander anlegenden Konus Flächen machen jede seitliche Bewegung der Pneumatik Felge auf ihrer Unterlage unmöglich, so dass die drei Teile: Rad, beweglicher Ring und abnehmbare Felge ein einziges Stück wie aus einem Guss bilden.
4. Das Gleiten der Pneumatik Felge längs der Radperipherie ist durch die Sicherheitsbolzen unmöglich gemacht.
Diese Lösung des Problems schrillt so recht eigentlich eine den mechanischen Prinzipien entsprechende zu sein, insofern als jedes Organ unter den bestmöglichen Bedingungen und mit einem ganz bestimmten Zwecke funktioniert: die Bolzen zum Festschrauben, die Konusse zum Tragen des Gewichtes und zu dessen direkter Übertragung auf die Nabe ohne Beanspruchung der Befestigungsbolzen, Beweis hierfür, dass diese nicht die mindeste Tendenz zum Loswerden haben.
All dies sieht recht vertrauenserweckend aus, und wir zweifeln nicht, das die Vinetsche Felge gute Resultate aufzuweisen hat. Das einzig Unbequeme ist das eigenartige Ventil, doch ist zu hoffen, dass mit dem Allgemein werden der Erfindung das kurze Ventil ebenso überall zu haben sein wird wie jetzt das lange. Ersatzfelgen sind jetzt fast überall schon zu haben, und die Pneumatik Fabrikanten liefern sie zusammen mit den Pneus.
Die abnehmbare Felge M. L.
Wir bringen hier noch zwei weitere Abbildungen der abnehmbare Felge M. L. Von den beiden anbei wiedergegebenen Illustrationen zeigt die obere die abnehmbare Felge, bevor noch der Pneumatik aufgezogen und ausgepumpt ist. Man sieht die sechs Ösen, durch welche die Fixiermuttern geführt werden. Die Art und Weise der Befestigung der „jante amovble M. L.“ an einem Wagenrade veranschaulicht das untenstehende Bild. Die abnehmbare Felge stellt in ihren beiden Ausführungsarten, wie sie von der „Société des jantes amovibles M. L.“ und von der Firma Vinet erzeugt wird, jedenfalls einen Fortschritt gegenüber den Systemen der zweiteiligen Felge dar, die ja schon seit Jahren bekannt und in Gebrauch sind. Bei der abnehmbaren Felge bleibt dem Fahrer das Auf- und Abmontieren der Pneumatiks überhaupt erspart; der defekt gewordene Reifen wird einfach auf der Felge belassen und eine neue Felge mit bereits aufgezogenem Pneumatik an dem Wagenrade befestigt. Wir erwähnen bei dieser Gelegenheit noch, dass die abnehmbare Felge M. L. Österreich-Ungarn durch die Firma J. König, Wien, II. Große Mohrengasse 25, vertreten wird.
Bilder.
Seite 32. Die abnehmbare Felge M. L. – Schematische Darstellung der abnehmbaren Felge von Vinet.
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