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Ein Interview mit Cavaliere Florio- A.A.-Zeitung – 26 February 1905

Text and pictures with courtesy of Österreichische Nationalbibliothek, anno.ac.at, Austria; compiled by motorracinghistory

Allgemeine Automobil=Zeitung, VI. Jahrgang, Nr. 9, Band I, 26. Februar 1905

Ein Interview mit Cavaliere Florio.

   Im Nizzaer Sportblatte »La Côte d’Azur Sportive« veröffentlicht ein Redakteur des Blattes nachstehende Unterredung, die er mit dem Cavaliere Vincenzo Florio hatte:
   »Cavaliere Vincenzo Florio?«
   »Gewiss, mein Herr«
   Ein Mann mit auffallend jugendlichen Zügen in den Salon des Grand Hotel getreten, wo ich seit einigen Minuten auf ihn gewartet hatte. Hochgewachsen, schlank, von sehr sympathischem Äussern, macht Vincenzo Florio den Eindruck eines vollendeten, italienischen Gentleman. Er versteht sich mit großer Leichtigkeit auszudrücken und beantwortete in liebenswürdigster Weise in reinstem Französisch die Fragen, die ich mir an ihn zu richten erlaubte.
   »Ich bin gestern per Auto hier angekommen,« erzählte er mir. »Ich kam von Santa Marguerita in der Nähe von Genua. Wir hatten nicht die geringste Panne zu verzeichnen…. übrigens das erste Mal, das mir das gelang«
   »Bedenken Sie denselben Wagen, mit dem Sie soeben eine so schone Fahrt vollendet haben, auch im Rennen, um den Preis des Automobil-Club von Cannes zu steuern?«
   »Ohne Frage. Es ist ein 90HP Mercedes, den ich erst seit kurzer Zeit besitze, und den ich noch nicht viel benützt habe, eine Fahrt Paris-Rom ausgenommen«
   »Das war ja eine ganz nette Promenade!«
   »Oh, ich gedenke schon noch längere zu machen. Der Preis des Automobil-Club von Cannes ist sozusagen nur sein erstes Debüt. Was ist eigentlich dieser Preis von Cannes?«
   Ich gab nun M. Florio die nötigen Aufklärungen, die er mit großem Interesse anzuhören schien. Ich knüpfte dann gleich die Frage daran, wie es sich mit dem Florio-Preis verhalte, der am 10. September d. J. in Brescia zur Entscheidung gelangen soll. In der zuvorkommendsten Weise legte mir nun M. Florio eine Sammlung von Photographien vor, die den Circuit von Brescia darstellten, und gab mir hierzu die folgenden Erläuterungen:
   »Der von mir gestiftete Preis ist ein internationaler Herausforderungspreis. Er wird von jener Marke gewonnen, die im Verlaufe der sieben Jahre, in denen er zur Austragung gelangt, sich am öftesten an erster Stelle platzierte. Sehen Sie sich einmal diese Rennstrecke an: ist sie nicht geradezu ideal? Der Circuit von 800 bis 1000 km setzt sich fast durchwegs aus schnurgeraden Straßen zusammen, und selbst die wenigen Krümmungen sind so schwach, dass sie mit hoher Geschwindigkeit genommen werden können. Vergessen Sie auch nicht, dass aus der ganzen Rundstrecke keine einzige Neutralisation notwendig wird«
   »Und Sie gedenken selbst an diesem Rennen teilzunehmen?«
   »Gewiss, ich habe mir eigens zu diesem Zweck im Voraus jenen Mercedes bestellt, der im Bennett-Rennen am besten platziert sein wird. Ich kenne auch die Rennstrecke auf das genaueste, weil ich ans derselben im Vorjahre die Coppa d’Italia bestritten habe, wo ich als Erster anlangte und mich als Zweiter platzierte. Ich hatte damals mit meinen 60HP Mercedes ein Tempo von 107 km in der Stunde gefahren Wollen Sie eine Erinnerung an dieses Reimen sehen?«.
   Vincenzo Florio brachte mir eine künstlerisch ausgeführte goldene Medaille, die in einem Etui von weißer Seide funkelte.
   »Hier sehen Sie, das wurde mir von Sportsleuten in Brescia zur Erinnerung an mein Rennen verehrt.«
   Ich beglückwünschte M. Florio, der mit heiterer Miene fortfuhr: »Oh, das sind nicht die einzigen Lorbeeren, die ich geerntet habe. Ich war auch Zweiter aus einem 100HP Panhard beim Mont-Cenis-Rennen, ich habe den Preis von Padua errungen, nachdem ich ihn dreimal hintereinander gewann, ich war ferner Erster im Bergstraßen Rennen Florenz-Consuma und schließlich auch zu Dourdan, wo ich einen 60HP Mercedes steuerte.«
   »Nun, der Automobil-Club von Cannes darf mit Recht darauf stolz sein, Ihren Namen unter den Konkurrenten feines Meeting zu finden. Ich glaube auch, dass Sie die lange Liste Ihrer Trophäen mit einer weiteren bereichern werden«
   »Chi lo sa!« erwiderte M. Florio lächelnd, »aber kommen wir wieder auf meinen Preis zurück. Hier sehen Sie eine photographische Reproduktion des Preises Es ist ein Kunstgegenstand im Wert von 10.000 Lire. Ich ließ nach diesem Original kleinere Modelle in der Größe des Gordon Bennett-Preises herstellen, die ich den alljährlichen Siegern des Florio-Rennens gebe.«
   »Und sind Sie schon der Teilnahme irgendwelcher Konstrukteure sicher?«
   »Gewiss; Charron, Girardot und Voigt haben mir ihre Teilnahme bereits zugesagt. Richard-Brasier und Panhard haben mir formell das Versprechen gegeben, Wagen in das Rennen zu schicken: das Haus Fiat will die italienische Industrie vertreten, und was die Mercedes betrifft, so habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich einen Wagen dieser Marke lenken werde.«
   »Noch eine Frage: Wird der Florio-Preis auch mit Barpreisen dotiert sein?«
   »Ja, es erhält der Konstrukteur des siegenden Wagens 40.000 Franken, der Lenker 4000 Franken. Der Zweit-ankommende erhält 3000 Franken, der dritte 2000 Franken, der vierte 1000 Franken. Das Nennungsgeld beträgt per Wagen 2000 Franken, für eine aus drei Wagen bestehende Equipage 5000 Franken.«
   »Und wann wird der Florio-Preis gefahren?«
   »Am 10. September dieses Jahres zu Brescia unter der Patronanz des Festkomitees.«
Cav. Vincenzo Florio.

Translation with support of DeepL-Pro.
An interview with Cavaliere Florio.
   In the Nice sports paper “La Côte d’Azur Sportive”, an editor of the paper published the following conversation he had with Cavaliere Vincenzo Florio:
   “Cavaliere Vincenzo Florio?”
   ”Certainly, sir.”
   A man with strikingly youthful features entered the lounge of the Grand Hotel, where I had been waiting for him for several minutes. Tall, slender, and very pleasant to look at, Vincenzo Florio gives the impression of being a complete Italian gentleman. He is able to express himself with great ease and answered the questions I took the liberty of asking him in the most amiable manner, in the purest French.
   “I arrived here by car yesterday,” he told me. ” I came from Santa Marguerita near Genoa. We didn’t have the slightest breakdown… by the way, the first time I’ve managed that.”
“Are you considering the same car, with that you just completed such a beautiful journey, also for the race to drive the Cannes Automobile Club Prize?”
   “No question. It is a 90HP Mercedes that I have only had for a short time and that I have not used much, except for a trip from Paris to Rome.”
   “That was a very nice ride!”
   ”Oh, I plan on doing even longer trips. The Cannes Automobile Club Prize is, so to speak, only its first debut. What exactly is this prize in Cannes?”
   I now gave Mr. Florio the necessary explanations, to which he seemed to listen with great interest. I then immediately followed up with the question of the status of the Florio Prize, which is to be decided in Brescia on September 10 of this year. In the most obliging manner, Mr. Florio presented me with a collection of photographs showing the Brescia circuit and gave me the following explanations:
   „The prize I have donated is an international challenge prize. It is won by the brand that has come first most often over the seven years in which it is held. Just look at this racetrack: isn’t it ideal? The circuit from 800 to 1000 km consists almost entirely of straight roads, and even the few bends are so slight that they can be taken at high speed. And don’t forget that no neutralization is necessary for the entire circuit.”
   „And you are thinking of taking part in this race yourself?”
   “Of course, I have ordered the Mercedes that will finish highest in the Bennett race in advance for this very purpose. I also know the racetrack inside out because I competed in the Coppa d’Italia on it last year, finishing first and second. I set a speed of 107 km per hour with my 60HP Mercedes. Do you want to see a souvenir of this race?”

   Vincenzo Florio brought me an artistically designed gold medal, sparkling in a white silk case.
   „Here you see, this was presented to me by sportsmen in Brescia in memory of my race.”
   I congratulated M. Florio, who continued with a cheerful expression: ”Oh, these are not the only laurels I have earned. I was also second on a 100HP Panhard in the Mont Cenis race, I won the Padua Prize after winning it three times in a row, I was also first in the mountain road race from Florence to Consuma and finally in Dourdan, where I drove a 60HP Mercedes.”
   “Well, the Automobile Club of Cannes can be proud to find your name among the competitors at the fine meeting. I also believe that you will add another to your long list of trophies.”
   “Who knows?” replied Mr. Florio with a smile, ”but let’s get back to my prize. Here you can see a photographic reproduction of the prize. It is an art object worth 10,000 lire. Based on this original, I had smaller models made, the size of the Gordon Bennett prize, which I give to the annual winners of the Florio race.”
   “And are you already sure of the participation of any constructors?”
   „Certainly; Charron, Girardot and Voigt have already promised me their participation. Richard-Brasier and Panhard have formally promised to send cars to the race: the Fiat company wants to represent Italian industry, and as for the Mercedes, I have already told you that I will drive a car of this brand.”
   “One more question: will the Florio Prize also include cash prizes?”
   „Yes, the designer of the winning car will receive 40,000 francs and the driver 4,000 francs. The second-place finisher will receive 3,000 francs, the third-place finisher will make 2,000 francs, and the fourth-place finisher 1,000 francs. The entry fee is 2,000 francs per car, or 5,000 francs for a team of three cars.”
“And when will the Florio Prize be held?”
“On September 10 of this year in Brescia, under the patronage of the festival committee.” Cav. Vincenzo Florio.       

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